11. SONNTAG im Jahreskreis

 

Was ist das Anliegen von Jesus? Wozu weiß er sich gesandt? Was steht im Zentrum seines öffentlichen Auftretens?

Sein Anliegen ist, uns mit einem Gott vertraut zu machen, der sich uns bedingungslos liebend, gnadenvoll-rettend zuwendet. Das geschieht schon im Handeln und Reden von Jesus. Gott kommt auf uns zu, er wendet sich an uns: Gott will in unserem Leben heilend wirksam sein. Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Wendet euch also ihm zu.

Gottes Einflussbereich ist dort, wo er anerkannt wird, wo Menschen auf ihn hören und deswegen in Gerechtigkeit, Liebe und Frieden miteinander leben. Auf diese Weise handelt Gott in und durch Menschen, die seine Erwartungen erfüllen und dadurch eine neue Welt, ein neues Zusammenleben Wirklichkeit werden lässt.

Gott greift nicht unmittelbar in die Welt ein, um Hungersnot zu beseitigen bzw. Kriege oder das Böse zu verhindern, sondern wir Menschen sind seine »Hände«, um dies zu verwirklichen. Gott handelt, wo sein guter Wille geschieht, wo Menschen sich von seinem Geist bewegen lassen und in seinem Sinn handeln. Dort ist seine „Herrschaft“ spürbar wird. Dort wo Liebe, Solidarität und Mitmenschlichkeit herrschen. Im Neuen Testament gibt es 122 Stellen, in denen es um dieses „Reich Gottes“ geht. Für Jesus ist es ein zentrales Anliegen, von diesem Reich Gottes, von diesem Lebensbereich, in dem Gott wirksam ist, zu erzählen.

Gott handelt also nicht spektakulär. Er greift nicht ein durch Wunder, indem er die Naturgesetze außer Kraft setzt, Naturkatastrophen verhindert. Er greift nicht ein, wo Menschen unheimlich viel Leid verursachen, indem er sie dafür mit Epidemien oder sogar Pandemien bestraft, wie oft behauptet wird. Gott wirkt anders.

Gott wirkt im Kleinen, im scheinbar Ohnmächtigen. So wie beim Senfkorn. Dieses hat einen Durchmesser von nur etwa einem Millimeter. Ein Korn wiegt nur ca. ein Milligramm, d.h. man muss also 1000 Körner nehmen, damit man ein Gramm bekommt. Und trotzdem geschieht das unglaubliche Wunder: Aus dem scheinbaren Nichts wächst eine Staude, eineinhalb bis zwei Meter hoch. Gottes Kraft setzt sich durch, unscheinbar, aber real.

Gott wirkt in diesem Bauern, der das Feld bearbeitet, den Samen aussät und alle notwendigen Arbeiten macht. Aber ob diese Saat wirklich keimt und Frucht bringt, hat der Bauer nicht in der Hand. Ob unsere Bemühungen Frucht bringen, hängt schlussendlich von Gottes Wirksamkeit ab.

Jesus fordert uns also auf, Vertrauen und Geduld zu haben, an Gottes Wirken zu glauben und das zu tun, was wir selbst können, in unserer eigenen Umgebung, wie wenig das auch sein mag. Trotzdem wird da etwas wachsen, weil Gott in und mit uns wirkt. Das ist das Evangelium, die frohe und hoffnungsvolle Botschaft, von Jesus. Es ist sein Aufruf gegen alle Resignation und Hoffnungslosigkeit. Gott wirkt in unserer Welt und in unserem persönlichen Leben, oft unscheinbar und trotzdem unaufhaltsam.

Das Reich Gottes ist nahe, wenn Menschen einander lieben, wenn sie aufeinander zugehen und sich die Hände reichen; wenn Menschen miteinander sprechen und dadurch Frieden schaffen, wenn die Antwort auf Unrecht nicht automatisch Gewalt heißt; wenn Menschen Freude schenken durch ein aufmunterndes Wort, einen verständnisvollen Blick, durch ein herzliches Lächeln, durch eine tröstende Umarmung; wenn sie sich einsetzen für das Überleben der Schöpfung, für alle Gedemütigten und Benachteiligten. Dort wächst das Reich Gottes.

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